Oft hören wir die Frage, was denn den psychotherapeutischen Ansatz der Gestalttherapie ausmacht. Dazu hier ein paar Gedanken:
Die Gestalttherapie unterscheidet sich in mehreren wesentlichen Aspekten von anderen psychotherapeutischen Verfahren:
1. Fokus auf Gegenwart: Die Gestalttherapie konzentriert sich stark auf das Hier und Jetzt, im Gegensatz zu Ansätzen, die sich primär mit der Vergangenheit befassen.
2. Ganzheitlicher Ansatz: Sie betrachtet den Menschen als untrennbare Einheit von Körper, Geist und Seele und bezieht auch die Umgebung (das „Organismus-Umwelt-Feld“) mit ein.
3. Beziehungsphilosophie: Die therapeutische Beziehung orientiert sich an Martin Bubers „dialogischer Haltung“, die eine authentische Begegnung zwischen Therapeut und Klient auf Augenhöhe betont.
4. Aktive Rolle des Klienten: Der Patient wird als „aktiver Gestalter seines Lebensalltags“ und als Experte für sich selbst angesehen, nicht als passiver Empfänger von Behandlung.
5. Kreative Methoden: Die Gestalttherapie setzt verstärkt auf kreative Techniken wie Rollenspiele, Experimente und Übungen zur Förderung von Bewusstheit und Selbsterfahrung.
6. Keine strikte Orientierung am Krankheitsmodell: Im Gegensatz zu traditionelleren Ansätzen orientiert sich die Gestalttherapie weniger an festen Normen von „gesund“ und „krank“.
7. Ziel der Therapie: Statt der Symptombeseitigung steht die Förderung von Stimmigkeit, Integration psychischer Prozesse und die Reifung der Persönlichkeit im Vordergrund.
8. Selbstverantwortung: Die Gestalttherapie betont stark die Eigenverantwortung des Klienten für sein Denken und Handeln.
Diese Merkmale unterscheiden die Gestalttherapie von anderen Verfahren wie der Psychoanalyse oder der kognitiven Verhaltenstherapie und machen sie zu einem einzigartigen Ansatz in der Psychotherapie.
Und vor allem erleben wir immer wieder, wie heilsam ein lebendiger Kontakt sein kann, in dem neue Erfahrungen gemacht werden können.